"Stralsund im 12. Jahrhundert"
Bevor Stralsund am 31. Oktober 1234 vom Fürsten Witzlaw I. von Rügen das lübische Stadtrecht verliehen bekam, existierte bereits ein wendisches Fischer- und Fährdorf namens Stralow. Bis heute weiß man nichts Genaueres über diese Ansiedlung. Im Zuge der Kolonisation
östlich der Elbe wurden im 12. und 13. Jahrhundert viele Städte in den slawischen Gebieten gegründet. So auch
Stralsund, denn die natürlichen Gegebenheiten waren hier ideal. Die kleine vorgelagerte Insel Dänholm bildete einen
natürlichen Hafen und der Strelasund schuf den Zugang zur offenen See. Die Teiche rings um die heutige Altstadt
muss man sich wohl für diese Zeit als ausgedehntes Sumpfland vorstellen, das nur über wenige Dämme
passierbar war - ein natürlicher Schutz gegen Angriffe von der Landseite. Hier am Strelasund kreuzten sich
auch alte Handelsstraßen, welche einerseits von Lübeck über Rostock ins Odermündungsgebiet und andererseits
von Demmin über Tribsees nach Rügen führten. Vor allem aber waren es die rügenschen Heringsfanggründe, welche
die Kaufleute aus dem Westen hierher zogen. Wann das neue Gemeinwesen, das später eine bedeutende
Hansestadt werden sollte, entstanden ist, kann nicht eindeutig festgestellt werden. Es hat sich aber
wahrscheinlich aus dem Anlegeplatz der Kaufleute entwickelt, die sich jedes Jahr zum Heringshandel hier
versammelten. Auch der Landesherr, der Fürst von Rügen, war schnell für eine Stadtgründung zu gewinnen.
Schließlich brachte die Ansiedlung von Kaufleuten auch Geld in seine Kassen. Außerdem konnte eine befestigte
Stadt dem Fürsten auch militärische Vorteile, zum Beispiel als Brückenkopf, bringen. Einen entscheidenden Vorteil
hatten die neuen Siedler aus dem Westen. Sie hatten bereits in Städten gelebt und brachten somit feste
Vorstellungen von Rechtsnormen, Organisationsformen und Institutionen mit in ihre neue Heimat.
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