"Papenbrand tom Sunde am 6. Oktober 1407"
Im Jahre 1407 kam es zu einem Ereignis, das nicht nur in der Hansestadt für Aufsehen sorgte. Die um 1400
einsetzende Inflation führte dazu, dass die Stralsunder Bürger für die freiwillige Opferspende in den Gotteshäusern
immer häufiger minderwertige, stark kupferhaltige Münzen verwandten. Dadurch sanken die Einkünfte der Geistlichen
und der Archidiakon Kord Bonow, der an der Spitze des Stralsunder Kirchenwesens stand, legte erfolglos
Beschwerde bei der Stadt ein. Erzürnt sammelte er ein Heer von 300 bis 400 Reitern und erschien am 6. Oktober
1407 vor der Stadt Stralsund. Die stark befestigte Stadt konnte Kord Bonow nicht überfallen, aber um es den
Stralsunder Bürgern heimzuzahlen, trieb er das vor der Stadtmauer weidende Vieh zusammen, verwüstete
zahlreiche Güter der städtischen Bürger, mordete, plünderte und brannte alles nieder. Die aufgebrachte Menge
Stralsunder Bürger war unaufhaltsam, denn es ging das Gerücht um, dass die städtischen Geistlichen mit Kord
Bonow zusammengearbeitet hatten und ihn mit Geld, Proviant und Waffen unterstützt hatten. Das Volk zog vor die
Wohnungen der Geistlichen, nahm diese gefangen und brachte sie vor die Richtherren der Neustadt. Diese wollten
und konnten aber nicht gegen die Kirchenmänner verhandeln, weil Geistliche nur vor ein geistliches Gericht
gestellt werden durften. Daraufhin sperrten die Bürger die Gefangenen in ein Haus am Neuen Markt und wollten dieses
niederbrennen. Glücklicherweise konnte der Stralsunder Rat mit dem Einwand, dass ein Hausbrand für die gesamte
Stadt eine erhebliche Gefahr darstellt, dieses Ereignis aufhalten. Die drei Geistlichen, der Kaplan Wilken von
St. Nikolai, der Pfarrer Jergenow von St. Marien und Johann Kolve von St. Jakobi, welche als Hauptschuldige
betrachtet wurden, verbrannte man aber auf einem Scheiterhaufen auf dem Neuen Markt. Dann konnte man
die Stralsunder Bürger höhnen hören: "Zu Brande habt Ihr Lust gehabt, so habt Ihr Brand bekommen."
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